Die Frozen Shoulder – auf Deutsch Schultersteife oder adhäsive Kapsulitis – ist eine rätselhafte Schultererkrankung, bei der die Schultergelenkkapsel schmerzhaft schrumpft und versteift. Betroffene durchlaufen mehrere Phasen: Zunächst entwickeln sich starke Schulterschmerzen, dann versteift die Schulter zunehmend über Monate, um am Ende – oft erst nach Jahren – langsam wieder aufzutauen. Diese Erkrankung tritt meist zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr auf, häufiger bei Frauen als bei Männern. Die gute Nachricht: In der Regel heilt eine Schultersteife ohne Behandlung von allein wieder aus. Die weniger gute: Dieser Prozess kann lange dauern, typischerweise 1,5 bis 3 Jahre. Das Ziel der Behandlung bei Frozen Shoulder ist daher, die Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit soweit wie möglich zu erhalten bzw. schneller zurückzugewinnen – und das auf konservativem Wege, also ohne Operation. In der Praxis Ortho4Sport in Köln begleiten wir Patienten mit Frozen Shoulder durch alle Phasen mit gezielten Therapien, um die Schulter so schnell wie möglich wieder „aufzutauen“.
Ursachen: Warum friert die Schulter ein?
Die genaue Ursache der Frozen Shoulder ist bis heute nicht vollständig geklärt. Man unterscheidet zwei Formen: primäre (idiopathische) Schultersteife, die ohne erkennbare Ursache auftritt, und sekundäre Schultersteife, die als Folge einer anderen Erkrankung oder Verletzung entsteht. Mögliche Auslöser und Risikofaktoren sind:
- Idiopathisch (ohne äußeren Anlass): Die primäre Frozen Shoulder entsteht scheinbar aus dem Nichts. Es wird vermutet, dass Autoimmunprozesse eine Rolle spielen – also eine überschießende entzündliche Reaktion, bei der der Körper die eigene Gelenkkapsel angreift. Begünstigend können hormonelle Faktoren sein (häufig betroffen sind Frauen um die Menopause) oder Stoffwechselstörungen. Tatsächlich haben Menschen mit Diabetes mellitus ein deutlich erhöhtes Risiko für Frozen Shoulder. Auch Schilddrüsenerkrankungen werden als Risikofaktor diskutiert. Warum genau diese Zusammenhänge bestehen, ist nicht restlos geklärt.
- Posttraumatisch oder postoperativ (sekundär): Eine Schulter kann auch einsteifen, nachdem sie längere Zeit ruhiggestellt war. Beispielsweise erleiden manche Patienten nach einem Armbruch mit wochenlanger Ruhigstellung oder nach einer Schulter-Operation (z.B. Rotatorenmanschettennaht) eine sekundäre Frozen Shoulder. Hier ist der Mechanismus plausibler: Durch die lange Bewegungspause und lokale Entzündung verklebt die Gelenkkapsel und schrumpft dann. Auch Verletzungen wie Sehnenrisse oder Verkalkungen können indirekt zu einer Schultersteife führen, wenn der Patient aus Angst vor Schmerzen das Gelenk zu sehr schont – use it or lose it (benutze es oder du verlierst es) gilt hier in gewisser Weise.
- Andere Erkrankungen: Wie erwähnt, treten Frozen Shoulders häufiger bei Diabetikern auf (die Prävalenz ist deutlich erhöht). Zudem scheinen Personen mit Dupuytren-Kontraktur (einer Bindegewebserkrankung der Hand) ebenfalls öfter betroffen zu sein, was auf eine generelle Bindegewebsveranlagung hindeuten könnte. Bei rheumatischen Erkrankungen kann eine langanhaltende Gelenkentzündung ebenfalls in eine Kapselschrumpfung münden.
Im Endeffekt führt – egal ob primär oder sekundär – ein Entzündungsprozess in der Gelenkkapsel zur Bildung von Narbengewebe. Die Kapsel verdickt sich und verliert an Elastizität, das Gelenk „friert ein“.
Symptome und Phasen der Frozen Shoulder
Eine Frozen Shoulder verläuft typischerweise in drei Phasen:
1. Einfrierphase (Freezing): Zu Beginn stehen Schmerzen im Vordergrund. Oft entwickeln sich diese ohne klares Ereignis über Wochen. Der Schmerz ist tief in der Schulter lokalisiert, oft auch nachts sehr stark – viele Patienten können aufgrund der Schmerzen nicht auf der betroffenen Seite schlafen. Gleichzeitig beginnt die Beweglichkeit nachzulassen. Vor allem das Heben des Arms zur Seite oder das Drehen des Arms nach außen wird zunehmend eingeschränkt. Im Freezing-Stadium verschlimmern sich Schmerzen und Bewegungseinschränkung allmählich. Diese Phase dauert im Schnitt 2–9 Monate.
2. Gefrorene Phase (Frozen): In dieser Phase nehmen die Schmerzen meistens etwas ab, dafür ist die Steifigkeit der Schulter ausgeprägt. Der medizinische Begriff Capsulitis adhesiva beschreibt es treffend: Die Kapsel ist entzündet und verklebt. Der Arm lässt sich kaum noch über Schulterhöhe heben, hinter dem Rücken kratzen oder ähnliche Bewegungen sind unmöglich. Der Alltag ist massiv beeinträchtigt – selbst Anziehen oder Haarewaschen wird zur Herausforderung. Paradoxerweise sind die nächtlichen Schmerzen oft geringer als in Phase 1, aber die Steifheit kann dumpfe Schmerzen oder Muskelverspannungen verursachen. Diese Phase hält häufig am längsten an, etwa 4–12 Monate.
3. Auftauphase (Thawing): Schließlich kommt es allmählich zur Besserung. Die Beweglichkeit beginnt wieder zuzunehmen, die Kapsel wird langsam weicher und dehnbarer. Die Schmerzen verschwinden weitgehend. Diese Verbesserung erfolgt schrittweise über Monate. Viele Patienten bemerken zuerst kleine Fortschritte – z.B. können sie den Arm etwas höher heben als noch vor einigen Wochen. Mit der Zeit normalisiert sich das Bewegungsausmaß immer mehr. Die Dauer dieser Phase variiert, oft 4–12 Monate, manchmal kürzer bei guter Therapie.
Die Gesamtkrankheitsdauer kann also 1 bis 3 Jahre betragen, wobei das individuelle Spektrum groß ist – manche werden nach 6 Monaten fast wieder gut, andere kämpfen 3+ Jahre mit Einschränkungen. Wichtig zu wissen: Eine Frozen Shoulder betrifft in der Regel nur eine Seite (95 % unilateral). Allerdings hat man, wenn man es einmal hatte, ein leicht erhöhtes Risiko, dass irgendwann auch die andere Schulter betroffen sein könnte.
Konservative Behandlung der Frozen Shoulder
Der Schlüssel bei der Behandlung der Schultersteife liegt in der Phase-gerechten konservativen Therapie. Da die Frozen Shoulder letztlich selbstlimitierend ist (von selbst ausheilt), zielt die Behandlung darauf ab, Schmerzen zu kontrollieren und die Beweglichkeit bestmöglich zu erhalten bzw. schneller wiederherzustellen. Die wichtigsten Maßnahmen sind:
- Schmerzlinderung: Besonders in Phase 1 (Freezing) steht die Schmerztherapie im Vordergrund. Hier werden entzündungshemmende Schmerzmittel (NSAIDs wie Ibuprofen, Naproxen) eingesetzt, um die Kapselentzündung einzudämmen. Auch wärmende Anwendungen (wenn als angenehm empfunden) oder ein warmes Bad können abends helfen, die Schmerzen zu lindern und die Muskulatur zu entspannen. Bei sehr starken Schmerzen verabreicht der Orthopäde mitunter eine Kortison-Injektion in das Gelenk bzw. den Gelenkraum. Kortison kann die Entzündung in der Kapsel deutlich reduzieren und so kurzfristig Erleichterung bringen – das ist vor allem in der Schmerzhöhepunkt-Phase sinnvoll. Allerdings sollte diese Maßnahme gezielt und nicht zu häufig angewandt werden.
- Physiotherapie: Die Rolle der Physiotherapie bei Frozen Shoulder ist delikat. Zu aggressives Mobilisieren in der schmerzhaften Phase kann eher Schaden anrichten und die Entzündung anfachen. Daher gilt: sanfte Physiotherapie, angepasst an die Phase. In der Einfrierphase liegt der Fokus zunächst auf Schmerzlinderung und Erhalt der vorhandenen Beweglichkeit, ohne über die Schmerzgrenze zu gehen. Pendelübungen, leichte Kapseldehnungen im schmerzfreien Bereich, vorsichtige Traktionsbehandlungen (Zug an der Gelenkfläche) können helfen. In der Frozen-Phase kann man dann intensiver an der Mobilität arbeiten, da hier die Schmerzgrenze höher liegt – aber immer noch vorsichtig, um keine Mikroverletzungen zu provozieren. Wichtige Elemente sind passive Dehnungen der Kapsel (z.B. mit der anderen Hand den Arm hochheben so weit es geht), aktives Kräftigen der umgebenden Muskulatur (damit trotz Steife die Muskeln nicht völlig abbauen) und Scapula-Training (Beweglichkeit des Schulterblatts fördern, das oft kompensatorisch eingeschränkt ist). In der Auftauphase wird die Physiotherapie intensiviert, um die wiedergewonnene Beweglichkeit zu beschleunigen – hier können dann alle Register gezogen werden: intensives Stretching, aktives Muskelaufbautraining etc.
- Eigenübungen: Ein großer Teil der Verantwortung liegt beim Patienten selbst. Ihr Orthopäde oder Physiotherapeut wird Ihnen häusliche Übungen zeigen. Dazu zählen Pendelübungen (z.B. im Stehen den Oberkörper nach vorne beugen und den Arm locker pendeln lassen, um die Kapsel zu mobilisieren), Kräftigungsübungen mit dem Theraband für die Rotatorenmanschette (zur Durchblutung und Stabilisierung), und vorsichtige Dehnübungen wie „Krabbeln“ mit den Fingern einer Wand hoch, um das Armheben Stück für Stück zu erweitern. Wichtig ist, diese Übungen regelmäßig, idealerweise täglich, durchzuführen – immer mit dem Credo „so viel wie möglich, so wenig wie nötig“ in Bezug auf den Schmerz.
- Hydrodilatation (Kapseldehnung): Ein spezialisiertes konservatives Verfahren ist die hydrodilatation (auch Distensionsarthrografie genannt). Dabei wird unter Röntgen- oder Ultraschallkontrolle sterile Flüssigkeit (Kochsalzlösung, oft gemischt mit etwas Kortison und Lokalanästhetikum) in das Schultergelenk injiziert, um die verklebte Kapsel mechanisch zu dehnen. Die Idee: Durch das „Aufdehnen“ kann die Kapsel wieder etwas Beweglichkeit gewinnen und die Entzündung wird zurückgedrängt. Studien zeigen hier teils gute Erfolge, vor allem wenn es früh in der Frozen-Phase angewandt wird. Bei Ortho4Sport beraten wir Sie, ob eine solche Maßnahme in Ihrem Fall sinnvoll ist und organisieren diese gegebenenfalls.
- Weitere Maßnahmen: Zur Unterstützung können physikalische Therapien wie Tiefenwärme (z.B. Ultraschallbehandlung oder Mikrowelle) die Durchblutung fördern und Schmerzen lindern. Einige Patienten profitieren auch von Akupunktur zur Schmerzreduktion. In hartnäckigen Fällen der Frozen-Phase kann eine Manipulation unter Narkose oder arthroskopische Kapsellösung erwogen werden – das sind jedoch operative Verfahren, auf die wir hier nicht den Fokus legen, da sie nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden, wenn die konservativen Methoden ausgeschöpft und die Lebensqualität stark beeinträchtigt sind.
Wichtig bei all dem: Geduld und Zuversicht. Eine Frozen Shoulder ist frustrierend, aber es ist tröstlich zu wissen, dass sie fast immer vollständig ausheilt. Mit guter Betreuung lassen sich die Phasen besser überstehen und die Endergebnisse optimieren.
Prävention und Nachsorge
Kann man einer Frozen Shoulder vorbeugen? Direkt verhindern lässt sich die primäre Schultersteife kaum, da ihre Ursachen nicht eindeutig sind. Dennoch gibt es ein paar Empfehlungen:
- Schulter in Bewegung halten: „Use it or lose it“ – wer seine Schulter regelmäßig bewegt und beansprucht, hält die Gelenkkapsel geschmeidig. Das bedeutet nicht, dass exzessiver Sport nötig ist, aber regelmäßige Bewegung (Schwimmen, Gymnastik, einfache Mobilisierungsübungen im Alltag) tut der Schulter gut.
- Frühfunktionell nach Verletzungen: Wenn Sie eine Schulterverletzung hatten oder operiert wurden, achten Sie auf eine rechtzeitige, aber schonende Mobilisierung gemäß ärztlicher Anweisung. Langes komplettes Stilllegen ohne Not kann eine Schultersteife begünstigen. Moderne Reha-Konzepte setzen auf frühzeitige passive Bewegungen und dosierte Physio, um die Kapsel vor Verklebungen zu bewahren.
- Risikofaktoren kontrollieren: Haben Sie Diabetes oder andere Stoffwechselstörungen, halten Sie diese so gut es geht unter Kontrolle. Ein gut eingestellter Blutzucker kann zwar eine Frozen Shoulder nicht sicher verhindern, aber möglicherweise das Risiko reduzieren oder den Verlauf milder gestalten.
- Ausgewogene Schulterkräftigung: Starke Schultermuskeln können zwar eine Kapselveränderung nicht verhindern, aber sie unterstützen das Gelenk und können im Falle einer auftretenden Frozen Shoulder helfen, diese schneller zu überwinden. Insofern lohnt es sich, die Rotatorenmanschette und Schulterblattmuskulatur auch präventiv zu trainieren.
Nach überstandener Frozen Shoulder ist die Schulter normalerweise wieder voll funktionsfähig. Dennoch empfehlen wir, weiterhin regelmäßig Übungen zur Schulterbeweglichkeit und Kräftigung zu machen, um erneuten Einsteifungen (gerade auf der anderen Seite) vorzubeugen.
Fazit
Die Frozen Shoulder verlangt Betroffenen einiges ab – Schmerz, Geduld und Bewegungseinschränkungen über einen langen Zeitraum. Doch mit einer gut abgestimmten konservativen Therapie lässt sich diese Zeit deutlich erträglicher gestalten. Schmerzmanagement, Physiotherapie und gezielte Maßnahmen wie Kapseldehnung bilden die Eckpfeiler, um die Schulter am Ende wieder vollständig zu mobilisieren. Wichtig ist es, die Schulter nicht aufzugeben: Auch wenn die Bewegungen mühsam sind, bleibt dran – jede kleine Verbesserung ist ein Schritt Richtung Auftauen. Bei Ortho4Sport in Köln begleiten wir Sie durch jede Phase der Schultersteife mit Erfahrung und Einfühlungsvermögen. Unser Ziel ist, dass Sie Ihre Schulter so schnell und so gut wie möglich zurückgewinnen – ohne unnötige Operationen.
Leiden Sie unter einer steifen Schulter? Wir helfen Ihnen gerne dabei, Ihre Frozen Shoulder zu behandeln. Vereinbaren Sie einen Termin bei Ortho4Sport in Köln – gemeinsam bringen wir Ihre Schulter wieder in Bewegung!